Europa hat gewählt - auch knapp 300 Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 10 und 11 unseres Gymnasiums durften im Rahmen des Projektes „Juniorwahl“ ihre Stimmen abgeben und das bereits am 06. Juni, drei Tage vor der offiziellen Europawahl in Deutschland.
Wenn es nach den Schülerinnen und Schülern am Gymno ginge, würden die 96 deutschen Sitze im Europaparlament, das insgesamt aus 720 Abgeordneten besteht, in der nächsten Legislaturperiode auf deutlich mehr Parteien aufgeteilt als bisher. Insgesamt erhielten 22 Parteien Stimmen, darunter viele Kleinstparteien, die bisher weder auf nationaler noch auf europäischer Ebene reüssieren konnten. Die großen Wahlsieger sind die CDU und Volt, der deutsche Ableger der pan-europäische Bürgerbewegung Volt Europe. Großer Wahlverlierer ist die AfD.
Die „Juniorwahl“ ist eines der größten Projekte zur politischen Bildung an Schulen und findet seit 1999 regelmäßig parallel zu Landtags-, Bundestags- und Europawahlen statt. Ziel des Projektes, an dem parallel zur diesjährigen Europawahl über eine Millionen Jugendliche teilgenommen haben, ist das „Üben und Erlernen von Demokratie“. Dies geschieht bei der Juniorwahl auf zwei Ebenen: Zum einen durch die gezielte Vorbereitung im Unterricht, zum anderen durch die eigenständige Durchführung der Wahlen.
Die theoretischen Grundlagen rund um die Themen Parteien, Wahlen und Wahlkampf wurden den Schülerinnen und Schülern im Vorfeld der Juniorwahl im Sozialkundeunterricht vermittelt. Der praktische Teil des Projektes, die Vorbereitung und Durchführung des Wahlaktes, musste von den Schülern selbst organisiert werden. So mussten in jedem der 11 teilnehmenden Klassen und Kurse Wahlhelfer bestimmt werden, die – wie bei den richtigen Wahlen – Wählerverzeichnisse anlegten und Wahlbenachrichtigungen an ihre Mitschüler ausgaben. Den korrekten Ablauf der Wahlen überwachte dann am Wahltag der Wahlvorstand, der aus Schülerinnen und Schülern des Sozialkunde-Leistungskurses 11SK1 bestand.
Mit Ausnahme der konservativen CDU (21,9%), die insgesamt am meisten Stimmen erhielt, konnten sich bei der Juniorwahl am Gymno ganz überwiegend Parteien aus dem linken und liberalen Spektrum vorne platzieren: neben der bereits erwähnten linksliberalen, pro-europäischen Bürgerbewegung Volt (18,2%) waren dies Bündnis 90/Die Grünen (10,5%), die FDP (10,1%), die SPD (9,3%), das neugegründete Bündnis Sarah Wagenknecht (4,9%) und die Partei Die Linke (3,6%). Die AfD, die nach den ersten Hochrechnungen bei der Europawahl in Deutschland auf Platz 2 liegt, landete bei der Wählerschaft am Gymno deutlich abgeschlagen auf den hinteren Rängen (2,4%). Andere rechte oder rechtspopulistische Parteien gingen ganz leer aus. Da es in Deutschland bei der Europawahl keine Sperrminorität wie die Fünf-Prozent-Hürde gibt und bei der letzten Wahl 2019 bereits ein Prozentanteil von 0,7 % ausreichte, um Abgeordnete ins Europaparlament zu entsenden, wären nach dem Votum der Schülerschaft am Gymno insgesamt 16 deutsche Parteien im Europaparlament vertreten.
Auch wenn gelegentlich Wahlbenachrichtigungen oder Ausweise vergessen wurden, oder – wie bei den richtigen Wahlen – sich Warteschlangen vor den Wahlkabinen bildeten, waren Wahlvorstand, Wahlhelfer und die teilnehmenden Schüler mit viel Engagement bei der Sache. Das übergeordnete Ziel, das Interesse an der Demokratie und politischen Prozessen bei Jugendlichen zu stärken, scheint angesichts der hohen Wahlbeteiligung von 87,5% erreicht worden zu sein. Die Tatsache, dass bei der diesjährigen Europawahl erstmal Jugendliche ab 16 Jahren in Deutschland wählen dürfen, bewirkte einen zusätzlichen Motivationsschub.
Die genauen Ergebnisse der Juniorwahl am Gymno sind hier oder in der Bildergalerie zu finden, die Ergebnisse der bundesweiten Juniorwahl zur Europawahl 2024 unter folgendem Link: https://www.juniorwahl.de/europa-2024.html.
Text, Bilder und Grafiken: Mathias Brug