ETHIK

20. AUG 2020 Informationen

Ethik - als Schulfach

Was bedeutet das Fach Ethik innerhalb der Schule? Eine Art Moralerziehung? Ein Ersatzfach gegenüber Religion (so noch der alte Lehrplan für die MSS)? Ein Fluchtfach, um dem Religionsunterricht zu entrinnen? Ein Sammelsurium für die verschiedensten Themen? Oder ist Ethik mehr oder weniger mit dem Fach Philosophie identisch?

Alle diese Titel enthalten Teilwahrheiten, mehr aber auch nicht. Nur Moralerziehung ist das Fach schon deshalb nicht, weil es in ihm auch zentral um Anthropologie geht, die philosophische Lehre vom Menschen, die zunächst keine rein moralische Angelegenheit ist. Wie der ältere Lehrplan für die MSS zutreffend feststellte, sei der Ethikunterricht „von der Zielsetzung her nicht gleichzusetzen mit der philosophischen Disziplin Ethik“ (S.5). „Ersatzfach“ klingt einseitig und abwertend. Vielleicht sollte man lieber „Alternativfach“ sagen. Eine Flucht kann übrigens auch von Ethik in Religion verlaufen und wenigstens offiziell ist eine so genannte Flucht immer nur „aus Gewissensgründen“ möglich, nicht aus Opportunismus, etwa wegen angeblich günstigerer Benotung. Die Bezeichnung Sammelsurium trägt der Tatsache zu wenig Rechnung, dass das Fach Ethik sich auf wenige zentrale Themen reduzieren lässt: z.B. die Sinnfrage, ethische Konzeptionen, Bereichsethiken wie die medizinische und die Wirtschaftsethik. Schließlich ist die Philosophie zwar die Bezugswissenschaft, aber das Fach Ethik geht nicht in Philosophie auf, und deshalb ist das Fach Philosophie etwas Anderes.

Gegenüber dem Religionsunterricht lässt sich der Ethikunterricht mehrfach abgrenzen: der Grundbestand der Ethikschülerinnen und -schüler, die schon in der 5 dabei sind, wird gebildet aus Schülern, die entweder ohne Bekenntnis sind oder einer anderen Religion (in der Regel dem Islam) angehören. D.h. es sind Schüler, die zu keiner der beiden großen Kirchen in Deutschland gehören. Dem trägt das Fach insofern Rechnung, als in der Regel keine religiösen Themen behandelt werden, sondern etwa die Grundfragen des menschlichen Lebens (Wer bin ich? Wozu lebe ich? Warum gibt es so viele Menschen auf der Welt, die leiden?), jedoch ohne religiöse Behandlung. Eine Ausnahme bildet die Behandlung von Fremdreligionen oder von religionskritischen Positionen. Ferner werden auch grundsätzliche Werte des menschlichen Lebens und ethische Grundpositionen wie Prinzipienethik, Utilitarismus und Diskursethik thematisiert. Insofern ist Ethikunterricht alles andere als ein Ersatz, sondern eine Alternative zum Religionsunterricht. Das ist auch den beiden Ethiklehrern voll bewusst, die zugleich Religion unterrichten.

Da es meist um Themen geht, die die Schüler existentiell betreffen, sind besonders im Ethikunterricht offenere Unterrichtsformen sinnvoll, um miteinander ins Gespräch zu kommen.

Der Ethikunterricht beginnt in der Orientierungsstufe meist mit einer oder zwei Gruppen von 30-50 Schülern. Diesen Gruppen gesellen sich im Laufe der Schuljahre immer weitere Schülerinnen und Schüler zu, die entweder aus Gewissensgründen eintreten oder einfach ‚religionsmüde’ sind oder sich aus anderen Gründen im Fach Religion nicht mehr wohl fühlen. Die Gruppen werden dadurch nicht nur größer, sondern auch heterogener und vielschichtiger, was den Unterricht zwar nicht immer leicht, aber belebt und keineswegs langweilig macht.

 

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